M1: Teil 1 - Das Paralleluniversum
- Kategorie: Männer 1
- Veröffentlicht: Donnerstag, 13. Februar 2020 00:34
- Geschrieben von -
„Es gibt eine Theorie, die besagt, wenn jemals irgendwer genau herausfindet, wozu das Universum da ist und warum es existiert, dann verschwindet es auf der Stelle und wird durch noch etwas Bizarreres und Unbegreiflicheres ersetzt. Es gibt eine andere Theorie, nach der das schon passiert ist.“
Diese aus dem Englischen übersetzten Worte stammen von Douglas Adams, Schriftsteller und für einen Großteil seiner Leser nichts anderes als ein gottverdammtes Genie. Denn obwohl sein bekanntestes Werk „Per Anhalter durch die Galaxis“ zwar hauptsächlich in der Galaxis und nicht auf der Erde spielt - worauf man auch eigentlich schon beim Lesen des Buchtitels von selber hätte draufkommen können - so ist die Fiktion einzelner Szenen des Buches durchaus in Situationen auf unserem Planeten übertragbar.
Oder denkt sich beispielsweise bei dem, was in den Nachrichten ganz besonders in den letzten Jahren und auch heutzutage so alles vermeldet wird, etwa niemand, dass man sich im falschen Film befindet und genau die Welt, wie man sie einst zu kennen glaubte, nicht mehr existiert? Vielleicht hat in der Zwischenzeit ja tatsächlich jemand herausgefunden, wozu das Universum da ist und es wurde wirklich durch etwas Ähnliches, aber viel Bizarreres ersetzt? Zugegeben, ein wohl etwas zu romantischer Erklärungsversuch und eine zu nahe an Science-Fiction angesiedelte Theorie.
Wie auch immer... Vielleicht muss man ja nicht gleich das große Ganze sehen. Brechen wir das eben Gelesene doch einfach mal auf die Ebene der Handball-Bezirksklasse im Bezirk Esslingen Teck des HVW runter. Denn hier hat innerhalb von zwei Tagen ein und dasselbe Spiel stattgefunden. Also nicht etwa Hin- und Rückspiel, sondern zwei verschiedene Gegner, gegen die sich unsere M1 zu beweisen hatte; an zwei verschiedenen Spielorten, an zwei verschiedenen Wochentage und auch Wetterlagen, mit unterschiedlichen Zuschauer, aber mit demselben Spielverlauf mit denselben Ereignissen. So als hätte man nur ein Spiel gesehen, wobei einem vorkommt, alles so schon einmal erlebt zu haben. So als gäbe es ein Paralleluniversum. Und das ist tatsächlich etwas bizarr.
„Hä? Das habe ich doch schon mal gesehen...“
Das hieße eigentlich, wenn man nachlesen wollte, wie sich die M1 gegen den SKV Unterensingen 2 am Dienstagabend der letzten Woche geschlagen hat, könnte man auch genauso gut den Spielbericht zum Auswärtsspiel gegen den SV Vaihingen zu Rate ziehen und wüsste auf Anhieb Bescheid.
Ziemlich schnell lag die M1 mit 0:2 im Rückstand, es sah nicht so aus, als würde es ein Spaziergang werden. Aber das erwartete vermutlich auch niemand. Unterensingen agierte äußerst konzentriert und wusste die Lücken in unserer viel zu leisen Abwehr schnell zu finden. Im Angriff hingegen taten sich unsere Jungs oftmals schwer gegen die Unterensinger Abwehr. Parallele Nr. 1 zum Spiel gegen Vaihingen.
Zwischenzeitlich stand es 2:5, der Anschluss zum 4:5 gelang durch einen sauber herausgespielten Konter. Parallele Nr. 2 zum Spiel gegen Vaihingen.
Auch auf der Torwartposition lief es bei der M1 nun besser. Dies lag an einem selbstständigen Wechsel, denn einen wirklich glücklichen Abend hatte unsere Nr. 12 nicht erwischt. Bei seinem Kollegen, der frisch von der Bank kam, lief es sofort besser. Parallele Nr. 3 zum Spiel gegen Vaihingen.
Das Spiel steigerte sich nun, schöne Offensiv-Aktionen gab es auf beiden Seiten mit dem Unterschied, dass die HSG-Abwehr nun besser auf den Gegner eingestellt war und ein paar der Rückraumwürfe erfolgreich blocken konnte. Folgerichtig kam die M1 immer weiter an die Unterensinger Führung ran und egalisierte zum ersten Mal beim 6:6 und ging nach einem einstudierten - denn so sah es zumindest für den Laien aus - Kreisanspiel erstmals mit 7:6 in Führung. Parallele Nr. 4 zum Spiel gegen Vaihingen.
Was in dieser Phase der ersten Halbzeit im Vaihingen-Spiel von unserer Nr. 9 so effektiv wie auch kompromisslos erledigt wurde, gelang im selben zeitlichen Abschnitt gegen Unterensingen unserer Nr. 20. Nämlich den Ball zu nehmen und diesen ziemlich blitzsauber in das Gehäuse des Gegners zu meißeln. Parallele Nr. 5 zum Spiel gegen Vaihingen.
Bis zum 11:8 ging dies gut, dann blieb dieses Ergebnis eine gefühlte Ewigkeit auf der Anzeigetafel stehen. Das lag zum einen an einer sehr guten Abwehr der M1 mitsamt hervorragendem Keeper. Und zum andern lag es daran, weil vorne im Angriff etwas begann, was man als „großes Verwerf-Festival“ bezeichnen kann. Parallele Nr. 6 zum Spiel gegen Vaihingen.
Aber auch der beste Keeper kann nicht alles abwehren, so kam Unterensingen wieder auf ein Tor zum 11:10 heran. Zum Glück raffte sich der Gastgeber aber noch einmal und ging mit einer leichten Führung von 15:13 in die Pause.
Gedanken zur Pause
Da war jetzt zugegeben schon einiges an Parallelen drin und versprochen, das änderte sich in der zweiten Halbzeit ein wenig, sodass die irdische Komponente in diesem Bericht nicht allzu kurz kommt. Und Paralleluniversum hin oder her: Spätestens dann, wenn an der Theke in der Goldäckerhalle anstatt den üblichen und durchaus süffigen 0,33 Liter fassenden „Horsts“ irgendwann Getränke wie der „Pangalaktische Donnergurgler“ von Vogonen ausgeschenkt werden, ja spätestens dann sollte es auch der letzten Seele gedämmert haben, dass die Welt aber mal ganz gehörig aus den Fugen geraten ist.
„...als ob man mit einem Goldbarren, der in Zitronenscheiben gehüllt ist, das Gehirn aus dem Kopf gedroschen bekommt“, beschreibt Adams im Übrigen die Wirkung des Drinks. Groß-ar-tig, zumal man im Buch gleich danach auch erfährt, auf welchen Planeten die besten Pangalaktischen Donnergurgler gemixt werden, wieviel einer dieser Drinks über den Daumen gepeilt kostet und welche freiwilligen Organisationen einem nach dem Genuß wieder auf die Beine helfen. Wer am Rezept interessiert ist, scrollt bitte im zweiten Teil dieser Duologie-Berichterstattung, der in Kürze folgen wird, ganz nach unten. Denn hier soll es ja schließlich hauptsächlich um Handball gehen...
Eine effizientere zweite Hälfte
Und der wurde zum Glück und logischerweise auch in der zweiten Halbzeit noch gespielt. Gleich die ersten Minuten hatten es in sich. Es gab gegen uns eine Zwei-Minuten-Strafe und hatten in diesem Zuge erheblich Glück, denn ein paar Sekunden später hätte gleich der nächste Akteur aus unseren Reihen für zwei Minuten Pause gehabt, wenn der Schiedsrichter es gesehen hätte. Nichts Unfaires, aber eben ein Zwei-Minuten-Foul.
Unser erster Keeper, der wieder zwischen die Pfosten durfte, hatte den Abend nun zu seinem gemacht und seine zweite Chance beim Schopf gepackt. Neben herausragenden Paraden brachte er es sogar fertig, beim Aufstehen in einer fließenden Bewegung einen weiten Pass zum enteiltem Rechtsaußen zu spielen, der diesen Konter ebenfalls mit nur einer fließenden Bewegung erfolgreich abschloss. Grandios, für Bezirksklassen-Verhältnisse sei das passende Prädikat „Nicht-von-dieser-Welt“ vermutlich angebracht.
In dieser Phase besonders positiv zu erwähnen wären zwei Dinge: Endlich hachtelte es nach ein paar Wochen mal wieder ordentlich. Und was als Team gut gelang: Die Ballgewinne in der Abwehr durch Konter oder in der zweiten Welle, anders als in der ersten Halbzeit noch, am Ende im Tor unterzubringen. Also die Angriffe an sich wurden selbstverständlich nicht im Tor untergebracht, sondern natürlich lediglich der in den Angriffen mit transportierte Ball. Alles andere sähe ja zum Schreien dämlich aus, bitte arbeitet hier konzentriert mit!
Auf diese Art zog die M1 immer weiter davon und vergrößerte die Führung immer weiter. Bei Unterensingen lief in der Schluss-Viertelstunde rein gar nichts mehr zusammen, das Spiel schien nur noch vereinzelt aus Kontern der HSG zu bestehen. Am Ende stand ein der zweiten Hälfte zugrunde gelegt verdientes 32:23 für unsere M1, die sich dadurch noch näher an die Tabellenspitze herangepirscht, aber immer noch zwei Spiele weniger auf dem Konto hat.
Da dies ein Nachholspiel von der ursprünglich angesetzten Begegnung vom 18. Januar war, fand das Spiel an einem Dienstag statt. Vier Tage - am Samstagabend zur Primetime - später ging es gegen das Team der HSG Ostfildern 2, jener Mannschaft, die uns in der Hinrunde die erste Saisonniederlage verpassten. Nach der ersten Halbzeit eine durchaus verdiente Niederlage damals, trotzdem sollte es genug Ansporn gewesen sein, die Kräfteverhältnisse im anstehenden Rückspiel wieder in das richtige Licht zu rücken.
Zurück auf Anfang
Wer kennt dieses ausgelutschte Zitat nicht: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ Das darin natürlich eine nicht ganz zu verleugnende Wahrheit steckt und viele Teams von Spiel zu Spiel denken, dürfte klar sein. Darüber hinaus beginnt jedes Handballspiel bei 0:0. Wow, eine krasse Erkenntnis. Fernab vom Sport hat auch Adams sich Gedanken über den Anfang gemacht, und zwar um ein Vielfaches weitreichender als der vor ein paar Zeilen zitierte - aber ebenfalls legendäre - Sepp Herberger. Adams beschreibt den Anfang so:
„Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung angesehen. Viele Völker glauben...
Die Fortsetzung und das Rezept des Pangalaktischen Donnergurglers gibt es demnächst in Teil 2 - Der Anfang!